Dienstag, 29. September 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" SOZIALE ISOLATION

Wow - 2 Worte - ein RIESEN Thema!
Dieses Stichwort - ziemlich häufig wohl die "Gefahr der sozialen Isolation" begegnet mir in fast jeder zweiten Fallarbeit. Wer im Krankenhaus liegt, eine chronische Krankheit hat und in einem Alter ist, wo nicht "funktionsfähig" sein, uncool sein bedeutet (Pubertät oder auch später im Berufsleben) läuft schnell Gefahr, in soziale Isolation zu geraten. Oft ist es aus Scham, also ein Stück weit "selbstverschuldet", dass Menschen sich mehr und mehr zurückziehen. Hier kann man einen großen Hebel ansetzen, in dem man Brücken baut (Selbsthilfegruppen etc.) oder einfach Infos zur leichteren Alltagsbewältigung gibt. Oft ist es den Leuten gar nicht klar, was man alles bei ihrem spezifischen Problem machen kann, um vor Mitmenschen nicht "dumm" oder "schwach" dazustehen.
Ein Stück weit ist es interpretationssache wann man die Diagnose "Gefahr der sozialen Isolation" stellt oder auch abhängig davon, wie hoch man den Stellenwert dieser Gefahr setzt.
Im folgenden möchte ich ein paar Beispiele geben, wo ich hellhörig werden würde: besteht hier eventuell eine Gefahr?

Merkmale

- Urininkontinenz, besonders bei jungen Müttern. Eigentlich ein häufiges Problem aber meines Wissens nach oft todgeschwiegen
- Probleme mit dem Darm (besonders CED's, Notwendigkeit von Stomata etc.). Hier empfinde ich besonders die Pubertät als ein schwieriges Alter, weil "man" über sowas nicht spricht
- chronische Schmerzen, wie zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen. Bei unzureichender Schmerzeinstellung und stark eingeschränkter Bewegungsfähigkeit oft ein Grund zuhause zu bleiben.
- psychische Erkrankungen aller Art, aber Depressionen fallen mir da am ehesten auf.
- Zustand nach Amputation von Gliedmaßen oder entstellende Narben, die einen Patienten eventuell in den Rückzug treiben.
- demenzkranke Patienten, deren Angehörige weit weg wohnen und die nur einmal die Woche Besuch bekommen

Bedeutung

Soziale Isolation ist ein sehr großes Problem. Einen Freundeskreis zu haben, Menschen, die einen unterstützen, mit einem Zeit verbringen, nach einem schauen und einen ermutigen, weiter zu gehen, auch wenn der Weg schwer ist, hat einen hohen Stellenwert im Copingprozess mit einer Erkrankung und vielleicht sogar Auswirkungen auf die Heilung.
Ziehe ich mich stattdessen aufgrund einer Erkrankung mehr und mehr zurück, lasse keine Hilfe und keine Ermutigung zu, befinde ich mich in einer Abwärtsspirale. Wir als Krankenpflegende haben das Potential, diese Abwärtsspirale noch im Krankenhaus zu unterbrechen!

Mehr dazu am Freitag :)

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