Dienstag, 15. September 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" ANGST

Hallo und willkommen zu unserer zweiten Pflegediagnose: Angst.
Gehört auch irgendwie grob zum Thema Schmerz finde ich, zumindest im pflegerischen Bereich.
Angst vor der OP, Angst vor dem, was die Zukunft mit dieser Krankheit bringt, Angst vor Leid und Schmerzen aber auch Angst, jemandem zur Last zu fallen oder Angst, abgeschrieben zu werden.

All das ist oft eher unterschwellig und schwer fassbar, meist jedoch relativ klar aus Fallbeispielen herauslesbar.

Pflegediagnose "Angst"

bedingt durch: bevorstehende OP, infauste Prognose, schwerwiegende Diagnose, Hilfsbedürftigkeit/ Fremdabhängigkeit aber auch: Unwissenheit, noch unklare Diagnose, im Kinderbereich vllt einfach allgemein situationsbedingt, bei demenzkranken vllt auch Angst ausgelöst durch die fremde Umgebung und die fremden Menschen
angezeigt durch: Pat äußert klare Ängste, besorgter Blick, Vermeiden bestimmter, angstmachender Themen, Tachykardie, Kaltschweißigkeit, Blässe, allgemein auffallende Unruhe, evtl nesteln aber auch aggressives, angespanntes Verhalten, unangebrachte, überschießende Reaktionen und so weiter

Merkmale

wie im Text gefunden

pflegerelevante Fragen

konkrete oder diffuse Angst? Angst, an der ich etwas ändern kann? (Bsp: Zukunftsängste allgemein versus konkrete Angst, in der Wohnung alleine nicht mehr zurechtzukommen)
bei Demenzkranken - ist das das allgemeine Verhalten oder tritt das neu in dieser Umgebung auf?
bei Kindern (von den Eltern zu erfragen) - was hilft bei diesen Ängsten?
aber auch, z.B. wenn es nach einer Oberschenkelfraktur über Bauchschmerzen klagt: Könnten das Ängste/ Unwohlsein wegen des Krankenhausaufenthaltes sein?

Bedeutung

- Belastung für Körper und Kreislauf
- verschlechtert die allgemeine Situation des Patienten
- kann blind machen (nicht buchstäblich)
- verschlechtert evtl. Coping und Mitarbeit

Ressourcen

Angehörige, Glaube, mitgebrachte Dinge (bei Kindern Kuscheltiere o.Ä.), Hobbys die Ablenken wie zum Beispiel Lesen oder Musik hören

Hypothesen

je nach dem, was man vorfindet z. Bsp.
"Lena's Bauchschmerzen sind Ausdruck von der Angst vor der OP"
"Hr. O. ist noch nicht ausreichend über die Möglichkeiten der häuslichen Pflege informiert und hat deshalb Angst, nicht wieder heimkehren zu können."

Tag 1 (Erfassung)

Aufgaben und Erfassungskonzept

Angst erfassen, zum Beispiel mit der PQRST. Die Häufigkeit würde ich an die Situation anpassen. Möglich wäre zum Beispiel einmal initial mit der PQRST zu erfassen (falls der Patient sich darauf einlässt oder dazu in der Lage ist) und dann im weiteren Verlauf einmal am Tag anhand einer Skala. Das geht natürlich nur bei anhaltender Angst und nicht bei punktuellen Ängsten z.B. vor einer OP.

Außerdem sollte man abwägen, ob das Ziel wirklich ist, die Angst immer wieder zu erfassen und dem Patienten somit in das Bewusstsein zu rufen. Die bessere Lösung könnte sein am Tag 1 die Angst auf eine andere Art zu erfassen, um eventuell pflegerelevante Bereiche herauszustellen.

So könnte die PQRST- Skala aussehen
P-Provokation/ Palliation (woher kommt die Angst? Was lindert die Angst?)
Q-Qualität (was für eine Form der Angst ist es? Klar definiert oder schleichend unterschwellig?    Erdrückend oder eher aggressiv-machend?)
R- Radiation (wohin "strahlt die Angst aus". Welche Lebensbereiche sind betroffen?)
S- Skala (wie stark ist die Angst auf einer Skala von 0-10)
T- Timing ( wann tritt die Angst besonders stark zutage? Abends vor dem Einschlafen?)

Das könnten Fragen sein, um pflegerelevante Bereiche der Angst herauszufinden:
-ist die Angst hier im Krankenhaus das erste Mal aufgetreten oder auch im Zusammenhang mit der Diagnose?
- hilft es Ihnen, wenn wir Sie ablenken?
- haben Sie vor gewissen Anwendungen, Behandlungen oder Punkten im Tagesablauf Angst? (zum Beispiel kann man ganz klar Einfluss auf Angst vor der Mobilisation nehmen, indem man vorher Schmerzbedarfsmedikamente gibt und Stopp-Signale vereinbart, genug Personal oder Hilfmsittel mitbringt etc.)

Was machen bei demenzkranken Patienten oder ähnlichen Patientengruppen?
Beobachtung:
- wann tritt das ängstliche Verhalten auf?
- was hat Einfluss darauf? (Angehörige, ruhig Lieder summen, Schmerzmittelgabe, Licht an oder ausmachen)

Erfragen (Angehörige, Betreuer etc.)
- ist das ein bekanntes Verhalten?
- was hilft daheim/ im Pflegeheim?

Soviel fällt mir heute erstmal zum Tag 1 ein. Was kann man ergänzen?

Mittwoch geht es weiter mit Tag 2 und Begründungsmöglichkeiten.
Bis dann :)



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