Montag, 12. Oktober 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" SOZIALE ISOLATION Teil 3

So, heute möchte ich zum dritten und letzten Teil des Themas "soziale Isolation" kommen. Es geht um den Tag 2 und damit darum, was man tun kann, um jemanden davor zu bewahren (in einem pflegerischen Zusammenhang) in soziale Isolation zu verfallen.

Auch hier ist meiner Meinung nach mehr Gespräch als Action gefragt, schließlich kann man den Patienten nicht an die Hand nehmen und ihn in alte Freundeskreise reintegrieren. Aber man kann ihn auf vielfältige Art und Weise ermutigen, dies selbst zu tun.

Der erste Schritt ist meiner Meinung nach, dem Patienten die Gründe für seinen Rückzug klar vor Augen zu führen (Scham, Schmerz, Überforderung zum Beispiel) und dann mit ihm Möglichkeiten erarbeiten, wie er diese Hemmschwellen umgehen kann. Nehmen wir mal das Thema Scham, zum Beispiel wenn eine junge Frau nach Geburt inkontinent ist. Hier kann man einige Strategien finden, wie diese Frau peinliche Situationen durch gute Planung vermeiden kann.

Einige Ideen dazu:

- Hilfsmittelberatung! Was ist diskret aber sehr saugfähig?
- eventuell Trinkmenge vor einem Treffen reduzieren (aber NICHT gar nichts trinken)
- direkt vorher auf Toilette gehen und während längerer Treffen einfach immer wieder "auf Verdacht", zum Beispiel jede Stunde
- für "Unfälle" Wechselwäsche dabei haben

Zum Thema Schmerz:

- vor einem Treffen o.Ä. Bedarfsmedikation einnehmen
- den Schmerz nicht verheimlichen und die Leute raten lassen, warum man einiges nicht mitmachen möchte, aber diesen auch nicht zum Mittelpunkt jedes Gespräches werden lassen --> nicht vergessen, dass man selber mehr ist, als der Schmerz, den man empfindet
- eventuell auf physikalische Maßnahmen auch während eines Treffens zurückgreifen (Wärmekissen o. Ä.)
- falls man aufgrund der Schmerzen sicher nicht mehr im Wanderverein mitwandern oder im Tanzverein mittanzen kann, entweder die Mitglieder fragen, ob sie auch andere Dinge mit einem unternehmen oder vielleicht auf den Nähclub oder Modellbauverein umschwenken

 

Zum Thema Überforderung:

-klar machen, dass es nicht darum geht, das Pensum, was früher vielleicht einmal möglich war, wieder zu erreichen, sondern einfach "unter Leute" zu kommen --> Aktivitäten auswählen, die machbar sind, Ruhepausen einplanen (je nach Bedarf Stunden oder Tage ohne zusätzliche Aktivität)
- vorher ausreichend lange Schlafenszeiten einplanen und einhalten
- Aktivitäten wählen, die wirklich Spaß machen und auf die man sich freut

Allgemeines:

- Vereine oder Hobbies sind immer eine Möglichkeit anzuknüpfen
- Selbsthilfegruppen gibt es für extrem vieles und sie können sehr hilfreich sein
- man kann es noch so gut meinen aber wenn der Patient nicht möchte, dass man zu dem Thema etwas sagt, sollte man es bleiben lassen
- es ist ein schmaler Grad zwischen der sozialen Isolation die uns tatsächlich etwas angeht und der, die uns nichts angeht. Seien wir vorsichtig!


Freitag, 2. Oktober 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" SOZIALE ISOLATION Teil 2

wie kann man soziale Isolation erfassen?

Tag 1 - Erfassen

Ich würde sagen, zuerst muss man mal spüren, dass da was im Busch ist. Dann muss man anfangen, darüber zu reden.

Beispiele:

"Ich habe gemerkt, dass du ein paar mal keinen Besuch wolltest, als deine Freunde kamen. Liegt das daran, dass es dir peinlich ist, dass du etwas mit dem Darm hast?"
"Herr O. wir haben ja jetzt schon viel geredet. Mir ist aufgefallen, dass sie selten von Dingen erzählen, die sie heute mit anderen Menschen erleben, dagegen viel von früher. Sie schienen ein geselliger Mensch gewesen zu sein. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber könnte es sein, dass sie sich wegen ihrer Schmerzen zurückgezogen haben?"
"Frau B., ich möchte sie direkt fragen: Ziehen Sie sich zurück aus ihrem gesellschaftlichen Leben wegen der Inkontinenz?"
Natürlich braucht man für solche Gespräche eine Beziehung zum Patienten, eine große Portion Taktgefühl und ein Gespür für die feine Grenze für das, was uns pflegerisch etwas angeht und das, was dem Patienten "gehört".

 

Was kann man erfassen, wenn man erstmal mit dem Patienten ins Gespräch gekommen ist?

- wie lange dauert der Rückzug schon an?
-was war der inititale Auslöser?
- wie gravierend ist das Ergebnis dieses Rückzugs schon?
- wie sehr schränkt dieser Rückzug den Patienten in seiner Lebensqualität, Lebensfreude und auch Bewältigung der zugrundeliegenden Krankheit ein?
- wie stark belastet der Rückzug den Patienten selbst? Möchte er weiterhin so zurückgezogen leben oder ist er bereit, Schritte nach "draußen zu gehen?

Das könnte ein ziemliches langes Gespräch werden, aber man kann es natürlich auch in mehrere Teile aufteilen, immer wenn es passt. Was am Tag 2 so passieren könnte, hören wir am Dienstag.

Bis dann :)

Dienstag, 29. September 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" SOZIALE ISOLATION

Wow - 2 Worte - ein RIESEN Thema!
Dieses Stichwort - ziemlich häufig wohl die "Gefahr der sozialen Isolation" begegnet mir in fast jeder zweiten Fallarbeit. Wer im Krankenhaus liegt, eine chronische Krankheit hat und in einem Alter ist, wo nicht "funktionsfähig" sein, uncool sein bedeutet (Pubertät oder auch später im Berufsleben) läuft schnell Gefahr, in soziale Isolation zu geraten. Oft ist es aus Scham, also ein Stück weit "selbstverschuldet", dass Menschen sich mehr und mehr zurückziehen. Hier kann man einen großen Hebel ansetzen, in dem man Brücken baut (Selbsthilfegruppen etc.) oder einfach Infos zur leichteren Alltagsbewältigung gibt. Oft ist es den Leuten gar nicht klar, was man alles bei ihrem spezifischen Problem machen kann, um vor Mitmenschen nicht "dumm" oder "schwach" dazustehen.
Ein Stück weit ist es interpretationssache wann man die Diagnose "Gefahr der sozialen Isolation" stellt oder auch abhängig davon, wie hoch man den Stellenwert dieser Gefahr setzt.
Im folgenden möchte ich ein paar Beispiele geben, wo ich hellhörig werden würde: besteht hier eventuell eine Gefahr?

Merkmale

- Urininkontinenz, besonders bei jungen Müttern. Eigentlich ein häufiges Problem aber meines Wissens nach oft todgeschwiegen
- Probleme mit dem Darm (besonders CED's, Notwendigkeit von Stomata etc.). Hier empfinde ich besonders die Pubertät als ein schwieriges Alter, weil "man" über sowas nicht spricht
- chronische Schmerzen, wie zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen. Bei unzureichender Schmerzeinstellung und stark eingeschränkter Bewegungsfähigkeit oft ein Grund zuhause zu bleiben.
- psychische Erkrankungen aller Art, aber Depressionen fallen mir da am ehesten auf.
- Zustand nach Amputation von Gliedmaßen oder entstellende Narben, die einen Patienten eventuell in den Rückzug treiben.
- demenzkranke Patienten, deren Angehörige weit weg wohnen und die nur einmal die Woche Besuch bekommen

Bedeutung

Soziale Isolation ist ein sehr großes Problem. Einen Freundeskreis zu haben, Menschen, die einen unterstützen, mit einem Zeit verbringen, nach einem schauen und einen ermutigen, weiter zu gehen, auch wenn der Weg schwer ist, hat einen hohen Stellenwert im Copingprozess mit einer Erkrankung und vielleicht sogar Auswirkungen auf die Heilung.
Ziehe ich mich stattdessen aufgrund einer Erkrankung mehr und mehr zurück, lasse keine Hilfe und keine Ermutigung zu, befinde ich mich in einer Abwärtsspirale. Wir als Krankenpflegende haben das Potential, diese Abwärtsspirale noch im Krankenhaus zu unterbrechen!

Mehr dazu am Freitag :)

Freitag, 25. September 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" ÜBELKEIT Teil 2

Hallo und willkommen zum zweiten Teil unserer Auseinandersetzung mit der Übelkeit: was kann man tun?

 

Tag 2 - Handeln

Aufgaben

Übelkeit lindern
Aspiration verhinden
Dehydratation verhindern
Mangelernährung verhindern
Ketoazidose verhindern
Säureschäden verhindenr
Lebensqualität verbessern

 

Handlungskonzept

so- und jetzt wie erreiche ich diese hochgesteckten Ziele?

 

Übelkeit lindern

-kalter Waschlappen
-Aromatherapie
-Antiemetika zeitlich SINNVOLL einsetzen, also mit der Chemo, vor Aktivitäten (z.B. morgens vor der Körperpflege) etc

Aspiration verhindern 

(betrifft vor allem den jungen Mann mit der Alkoholvergiftung, je nachdem wie sehr er bei Bewusstsein ist. Aber auch die geschwächten, dementen Patienten, wenn der Hustenreiz fehlt, sedierte Patienten)
-bevorstehendes Brechen erkennen
-Wenn möglich sitzt Pat aufrecht
-Absauggerät bereithalten
-Ablaufsonde legen

Dehydratation verhindern

- in der Akutphase konsequente Infusionstherapie
- später Patienten zum Trinken anhalten, Tagesziele setzen (diese Kanne Tee und diese Flaschen Wasser oÄ)

Mangelernährung verhindern

-je nach Dauer der Übelkeit/ dem Erbrechen (also mehrere Wochen beim Schwangerschaftserbrechen oder der Chemotherapie) evtl. auf parenterale Ernährung umstellen/ Sondenernährung
-vor den Mahlzeiten Antiemetika

 

Ketoazidose verhindern

-wenn genug Nährstoffe ankommen, kommt es auch nicht zur Ketoazidose

Säureschäden verhindern

-bei häufigen und über Tage andauerndem Erbrechen Ablaufsonde legen

 

Lebensqualität verbessern

-zeitlich sinnvolle Abstimmung von Antiemetikagabe und Aktivitäten


Dienstag, 22. September 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" ÜBELKEIT

Übelkeit - uns allen ist sie schon einmal in der einen oder anderen Form begegnet. Krank, aufgeregt, schwanger oder einen über den Durst getrunken - die Übelkeit kann in vielen Situationen auftreten. Auch in der Pflege begegnet sie uns in den verschiedensten Krankheitsbildern.
Um die Herangehensweise etwas zu vereinfachen, werde ich verschiedene Besipiele von Pflegesituationen geben, in denen Übelkeit auftreten kann, um dann jeweils einige beispielhafte Auflösungen für die Fallarbeit zu geben.

1- Hr. E. hat sich mit dem Norovirus angesteckt. Ihm ist sehr übel, er erbricht stark und er hat Durchfall.
2 - Fr. M. bekommt eine Chemotherapie und hat begleitend starke Übelkeit mit Erbrechen und Appetitlosigkeit.
3 - Hr. B. wird nachts mit einer Alkoholvergiftung in die Notaufnahme eingeliefert. Er erbricht laufend.
4 - Fr. A. ist in der 10. Woche schwanger und wurde wegen übermäßigem Schwangerschaftserbrechen stationär aufgenommen.

was ist allen Beispielen gemeinsam?

- die Gefahr der Dehydratation!
- das Unwohlsein, das Übelkeit immer begleitet und einen zwingt, Alltagsaktivitäten einzuschränken
- die temporäre Mangelernährung, die je nach Länge der Übelkeit und Stärke des begleitenden Erbrechens mehr oder weniger gravierend und gefährlich ist

Analyse

Übelkeit wird in den Fallbeispielen auch immer ziemlich buchstäblich so drinstehenden und für die Merkmale zu übernehmen sein. Eventuelle Ausnahme: demenzkranke Patienen, die in der Kommunikation und Selbstwahrnehmung eingeschränkt sind und kleine Kinder.


Mögliche Merkmale bei dementen Patienten: Blässe, Kaltschweißigkeit, nesteln, vehementes Ablehnen von Nahrungsaufnahme, Hände auf den Bauch legen
Mögliche Merkmale bei Kleinkindern: Blässe, Unruhe, sich winden, "seltsames" Aufstoßen, jammern, verweigern von essen

pflegerelevante Fragen

1- wie lange hat er den Virus schon? Erbricht er Nahrung sofort wieder oder kann er noch etwas "bei sich behalten"?
2- seit wann bekommt sie Chemo und wie häufig? Wie schnell nach Chemogabe klingt die Übelkeit wieder ab?
3- ist er compliant oder wehrt er sich?
4- wie lange leidet sie schon unter dem Schwangerschaftserbrechen? Isst sie trotzdem noch?

Bedeutung 

1- da er einen Virus hat und ansteckend ist, muss er umgehend isoliert werden.
2- die Übelkeit macht die ganze Situation noch belastender, als sie eh schon ist. Wenn man Übelkeit lindert und auf eine gute Nährstoffversorgung und Hydration achtet, kann man Frau M. helfen, besser mit ihrer Krebserkrankung umzugehen
3- vorübergehende Phase. Wichtig ist Flüssigkeitsersatz. Und Schlaf!
4- Gefahr für Mutter und Kind. Nährstoffe und Wasser müssen ausreichend vorhanden sein!

Tag 1 - Erfassen

 

Aufgaben

- Auslöser erkennen
- Zeitpunkte einschätzen können
- Flüssigkeitsdefizite erkennen
-Mangelernährung erkennen
- Übersäuerung erkennen
-allgemeines "Bild" von der Übelkeit bekommen:

Auch hier kann man -surprise- wieder die PQRST-Skala verwenden.
P - gibt es Auslöser und "Linderer"?
Q - "wie" ist die Übelkeit (unterschwellig/ flaues Gefühl/ Brechreiz)
R - was für Auswirkungen hat die Übelkeit auf den Alltag? (falls länger andauernd: Reduzierung der Alltagsaktivitäten, nicht aus dem Haus gehen, nichts mehr essen?)
S - wie stark ist die Übelkeit auf einer Skala von 0-10
T - Timing (wann tritt die Übelkeit bevorzugt auf? Morgens, mittags, abends?)

Erfassungskonzept

allen gemeinsam:

1x PQRST
Skala 2x/ Schicht
1x/ Schicht Check: Hautturgor? Feuchtigkeit der Schleimhäute?
1-2x/Schicht Vitalzeichenkontrolle (RR, Puls, Temperatur)

Besonderheiten der Beispiele:

1- Erbrechen und Diarrhoen gewissenhaft dokumentieren um Trends zu erkennen
2- zeitlichen Zusammenhang zwischen Übelkeit und Chemo erforschen - wie lange bleibt Übelkeit?
3- Je nach Schwere mit Monitoring
4- Ketosticks 1-2x/ Tag


So viel erstmal für heute. Mit dem nächsten Teil geht es dann Freitag weiter.
Da geht es dann um Tag 2.

Bis dann :)

Freitag, 18. September 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" FATIGUE

So, heute soll es um die Fatigue gehen. Wow, was für ein Thema!
Und mal ehrlich:

was ist Fatigue eigentlich?


Doccheck sagt: "Fatigue ist eine krankhafte Erschöpfung, die sich nicht durch normale Erholungsmechanismen beheben oder den Betroffen durch Schlaf effektiv regenerieren lässt"

Wenn also quasi Energie für den Alltag Geld wäre, dann müssten Menschen mit Fatigue immer unsagbar viel höhere Preise bezahlen als Menschen ohne Fatigue, und so wären sie ständig bankrott oder am Rande des Bankrotts.

Eine tolle Zusammenfassung zu dem Thema bietet auch die Wannseeschule.

Wo begegnet uns das in der Pflege? 

In der Onkologie und bei der Arbeit mit chronisch kranken Menschen.

Was können Merkmale sein?

- Patient verlässt das Bett nur, wenn es absolut notwendig ist und schläft gleich darauf wieder (und es gibt keine körperliche Diagnose, die das erklären würde. Natürlich könnte das auch eine Depression sein.)
- der Patient lehnt es ab, Besuch zu bekommen, es werde ihm "zu viel"
- Patient braucht viel Unterstützung bei der Körperpflege, obwohl er körperlich eigentlich gut in der Lage dazu wäre
- der Patient geht nicht auf Angebote zur Aktivität ein

 

was kann man da machen?

Ressourcen allgemein:

 Als positive Unterstützung (Ressourcen) werden u.a. ein stabiles persönliches Umfeld, eigener Glaube und Persönlichkeitsstruktur genannt. (aus dem Pflegewiki)

Am Tag 1:


Da Fatigue nicht mit physiologischen
Parametern gemessen werden kann,
kommt dem Erfassen von Fatigue im
Rahmen der Pflegeanamnese eine zentrale
Bedeutung zu. Wie beim Schmerzassessment
ist die Selbstbeurteilung
Mittel der Wahl. Dazu können strukturierte
Fatigue-Erfassungsbogen genutzt
werden.
Um die Intensität der Müdigkeit zu objektivieren
kann wie bei der Schmerzerfassung
eine numerische Rating-Skala
(NRS: O = überhaupt nicht müde;
10 = stärkste Müdigkeit, die vorstellbar
ist) verwendet werden.
Darüber hinaus sollte erfragt werden:
• Auswirkung auf Aktivitäten, die Selbständigkeit,
Stimmung und Lebensqualität
• Individuelle Bedeutung der Erschöpfung
(Be- oder entlastend)
• Körperliche Auswirkungen der
Fatigue
• Verlaufsmuster der Erschöpfung
(Energie-Tagebuch führen)
• Auslösende Begleitumstände
wie: Schmerzen, Anämie,
emotionaler Stress, Schlafstörungen,
Krankheitsstadium,
Begleiterkrankungen
• Einflussfaktoren, die die
Erschöpfung lindern

(das hab ich auch von dem Informationsblatt der Wannseeschule)

Am Tag 2

Pflegewiki sagt:
 Gesprächsangebote und psychologische Beratung, das "Zeit-Haben" von Pflege- und ärztlichem Personal wirken isolationsverhindernd, eine feste Tagesstruktur gibt Orientierung vor. Bewegung sollte enen festen Platz im Tagesablauf bekommen, z.B. kurze Spaziergänge oder leichte Bewegungsübungen, neben der körperlichen Betätigung entsteht dadurch auch ein erwünschter Ablenkungseffekt. Auch Angebote wie die Atemstimulierende Einreibung oder entspannende Teilbäder wie Hand-, Arm- oder Fussbad (keine Vollbäder, da sie eher belastend und zusätzlich ermüdend wirken) werden empfohlen.
Informationsmaterial kann hilfreich sein, da damit dem Patienten und seinen Angehörigen deutlicher wird, dass Fatigue kein individuelles Problem, sondern ein verbreitetes Phänomen ist. Auch können Angehörige dadurch besser verstehen, dass ein eventueller Rückzug des Kranken nicht persönlich gemeint ist; auch der Patient selbst wird von möglichen Schuldgefühlen entlastet, wenn er signalisiert, dass ihm Besuche zu viel werden.


Ja, dies ist ein Post, den ich nur von verschiedenen Informationsblättern und -seiten zusammengestückelt habe. Aber so habe ich mich mit dem Thema mal ein wenig auseinander gesetzt und ihr habt ein paar Anhaltspunkte, wo ihr wirklich fundierte Infos zu dem Thema findet.
Für einen fundierteren Post kann ich mir heute leider keine Zeit nehmen. Aber bald wieder!


Bis dann :)
 

Mittwoch, 16. September 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" ANGST Teil 2

Heute wollen wir uns mit den "Tag 2 Aspekten" der Angst etwas näher auseinandersetzen. Wie sieht's denn aus? Was macht man, wenn der Patient Angst hat?

Tag 2: Handeln

Aufgaben

- Pat. mit seiner Angst ernst nehmen
- die Angst nicht kleinreden wollen ("ach was, das ist eine Routine OP)
- Ermutigen
- je nach Ursache für Angst diese Beseitigen

Handlungskonzept

um hier die Übersicht etwas zu erleichtern, werde ich in 4 Gruppen gliedern und jeweils ein paar Vorschläge machen.

Gruppe 1: 50 jähriger Patient hat Angst vor der bevorstehenden Kniegelenks-OP

- ein offenes Ohr haben, nicht einfach so abtun
- fragen, WAS genau Angst macht (die Narkose? das das Ergebnis nicht zufriedenstellend sein könnte? die Herausforderungen danach, mit weniger Belastung und viel Training? das etwas so schief geht, dass er gar nicht mehr laufen kann hinterher? einfach die Abhängigkeitssituation? vor Schmerzen?)
- je nach Auslöser der Angst adäquat reagieren. Hat er viel Angst vor der Narkose, kann man eventuell noch einmal den Anästhesisten reinbitten. Hat er Angst vor den Schmerzen, kann man ihm ganz klar im vorhinein das Schmerzkonzept der Abteilung erklären und wie wichtig seine Mitarbeit dabei ist. Hat er Angst vor den Trainings- und Aufbaumaßnahmen hinterher, kann man vielleicht jemanden von der Physiotherapie bitten, mit ihm darüber zu reden.
Natürlich klingt das alles ziemlich nach Wunschtraum. Aber wer weiß, vielleicht ist manchmal mehr möglich, als wir eigentlich denken.
Ist die Angst des Patienten hinterher weg? Möglich, aber wenn es gut läuft ist sie um einiges gemindert oder zumindest wurde sein Blick darauf gelenkt, was er alles selber beeinflussen kann (Schmerztherapie, Training etc.). Das kann für den Patienten schonmal Erleichterung bedeuten.
Ansonsten kann man ja auch darauf hinweisen, dass er die Möglichkeit, operiert zu werden, nicht wahrnehmen MUSS, wenn er sich nicht sicher ist. Natürlich ist das eine unbeliebte Sache, aber dem Patienten kann es vor Augen führen, dass er immer noch ein Mitspracherecht hat und was die Alternative wäre. Vielleicht bedeutet in seinem Fall sich nicht operieren zu lassen ja, dass er weiter mit Knieschmerzen leben müsste.

Gruppe 2: 5 jährige Moni hat Angst vor dem Abend, weil da ihre Mami heimgeht. Dann kriegt sie Bauchweh.

- Mutter darüber aufklären, evtl. gemeinsam mit ihr eine Lösung finden (z.B., dass sie da bleibt bis Moni eingeschlafen ist)
falls das nicht möglich ist:
- ein Lieblingskuscheltier von zu Hause kriegt Moni immer erst am Abend, wenn die Mami geht ("Trostpflaster")
- die Mutter geht zum Anfang von Monis Lieblingskindersendung
- wenn die Mutter geht, darf Moni noch ein Hörspiel hören
- falls sie Freunde auf der Station hat, wird abends noch ein Brettspiel gespielt
- die Oma kommt abends zu Besuch

Gruppe 3: demente Patientin wird, sobald es dunkel wird, sehr unruhig, nestelig und ruft "Hilfe".

- Nachtlicht anschalten
- evtl. Musikgeschmack erfragen/ persönliche Musik mitbringen lassen und leise laufen lassen
- beruhigende Waschung zum Abend hin (z.Bsp. nach dem Prinzip der basalen Stimulation)
- evtl. Angehörige bitten, abends noch etwas Zeit dort zu verbringen und mit ihr zu reden
- wenn man selbst etwas Zeit hat, dort Zeit verbringen
- versuchen mit den Augen eines Patienten zu schauen, der seine Gegend nicht mehr interpretieren kann und alles, was Angst machen könnte beseitigen (blinkende Lichter von Infusionsautomaten oder Fernsehern abkleben, alle überflüssige und mobile Technik aus dem Zimmer entfernen), eventuell von zuhause einen vertrauten Gegenstand mitbringen lassen, dem man auf dem Nachttisch oder im Blickfeld platziert, (also z.B. auch Bilder von Verwandten)

Gruppe 4: 60 jähriger Mann nach ischämischem Insult mit Hemiplegie hat Angst vor der Zukunft nach der Entlassung aus dem Krankenhaus

- hier kann man nun wirklich sehr praktisch werden, denn das ist eine (an)greifbare Angst: es gibt einiges, was man unternehmen kann. Natürlich sollte man den Patienten zuerst fragen, wovor er denn genau Angst hat, um darauf eingehen zu können.
- häusliche Wohnsituation erfragen (alleine/ mit Partnerin, ebenerdig/ höhere Etage, Aufzug?, barrierefreies Bad?) und je nachdem beraten. Sind alle Vorzeichen auf grün noch beraten zum Thema Haltegriffe, Treppenlifte, Pflegebetten,Verringerung der Sturzgefahr
- auf die verschiedenen Möglichkeiten der häuslichen ambulanten Pflege hinweisen, Hausnotruf und Pflegestufe erklären
(Hier könnte man wieder ganz arg wunderbar ein "salutogenetisches" Gespräch führen. Dieses Fallbeispiel ist wieder prä-des-ti-niert dazu. Also Sinnhaftigkeit - es macht Sinn, aktiv zu werden und etwas für zu Hause zu organisieren, denn auch mit diesen neuen Einschränkungen kann ich noch zuhause leben
Verstehbarkeit - was sind meine neuen "Ansprüche" und wie ist es dazu gekommen (wenn man Lust hat, kann man dann sogar dem Patienten noch die Pathophysiologie eines ischämsichen Insults erklären). Hier kann man auf Sturzgefahr, Notwendigkeit von ebenerdigen Duschen etc. eingehen
Handhabbbarkeit - es gibt einen Weg und es gibt viele Ansprechpartner, die einem bei diesem Weg helfen können. Flyer mitgeben. Angehörige mit einbeziehen, Kontakte herstellen.

Also hier könnte man sich wirklich austoben.

Risikodiagnosen im Zusammenhang mit ANGST:

-soziale Isolation
-Hoffnungslosigkeit
-gestörte Copingprozesse

Begründungsmöglichkeiten

pflegerisch: hmmmm. Vielleicht sogar mit der Theorie von Peplau. Ansonsten geht der Pflegeprozess ja irgendwie immer. Bei Angst muss man den aber schon ziemlich biegen, damit er passt. Vielleicht sollte man den Fallbezug dann lieber auf eine andere Pflegediagnose des Falls beziehen.
bezugswissenschaftlich: Ratet mal. Fängt mit S. an :)

Bis Freitag!