Montag, 12. Oktober 2015

Serie "19 Pflegediagnosen" SOZIALE ISOLATION Teil 3

So, heute möchte ich zum dritten und letzten Teil des Themas "soziale Isolation" kommen. Es geht um den Tag 2 und damit darum, was man tun kann, um jemanden davor zu bewahren (in einem pflegerischen Zusammenhang) in soziale Isolation zu verfallen.

Auch hier ist meiner Meinung nach mehr Gespräch als Action gefragt, schließlich kann man den Patienten nicht an die Hand nehmen und ihn in alte Freundeskreise reintegrieren. Aber man kann ihn auf vielfältige Art und Weise ermutigen, dies selbst zu tun.

Der erste Schritt ist meiner Meinung nach, dem Patienten die Gründe für seinen Rückzug klar vor Augen zu führen (Scham, Schmerz, Überforderung zum Beispiel) und dann mit ihm Möglichkeiten erarbeiten, wie er diese Hemmschwellen umgehen kann. Nehmen wir mal das Thema Scham, zum Beispiel wenn eine junge Frau nach Geburt inkontinent ist. Hier kann man einige Strategien finden, wie diese Frau peinliche Situationen durch gute Planung vermeiden kann.

Einige Ideen dazu:

- Hilfsmittelberatung! Was ist diskret aber sehr saugfähig?
- eventuell Trinkmenge vor einem Treffen reduzieren (aber NICHT gar nichts trinken)
- direkt vorher auf Toilette gehen und während längerer Treffen einfach immer wieder "auf Verdacht", zum Beispiel jede Stunde
- für "Unfälle" Wechselwäsche dabei haben

Zum Thema Schmerz:

- vor einem Treffen o.Ä. Bedarfsmedikation einnehmen
- den Schmerz nicht verheimlichen und die Leute raten lassen, warum man einiges nicht mitmachen möchte, aber diesen auch nicht zum Mittelpunkt jedes Gespräches werden lassen --> nicht vergessen, dass man selber mehr ist, als der Schmerz, den man empfindet
- eventuell auf physikalische Maßnahmen auch während eines Treffens zurückgreifen (Wärmekissen o. Ä.)
- falls man aufgrund der Schmerzen sicher nicht mehr im Wanderverein mitwandern oder im Tanzverein mittanzen kann, entweder die Mitglieder fragen, ob sie auch andere Dinge mit einem unternehmen oder vielleicht auf den Nähclub oder Modellbauverein umschwenken

 

Zum Thema Überforderung:

-klar machen, dass es nicht darum geht, das Pensum, was früher vielleicht einmal möglich war, wieder zu erreichen, sondern einfach "unter Leute" zu kommen --> Aktivitäten auswählen, die machbar sind, Ruhepausen einplanen (je nach Bedarf Stunden oder Tage ohne zusätzliche Aktivität)
- vorher ausreichend lange Schlafenszeiten einplanen und einhalten
- Aktivitäten wählen, die wirklich Spaß machen und auf die man sich freut

Allgemeines:

- Vereine oder Hobbies sind immer eine Möglichkeit anzuknüpfen
- Selbsthilfegruppen gibt es für extrem vieles und sie können sehr hilfreich sein
- man kann es noch so gut meinen aber wenn der Patient nicht möchte, dass man zu dem Thema etwas sagt, sollte man es bleiben lassen
- es ist ein schmaler Grad zwischen der sozialen Isolation die uns tatsächlich etwas angeht und der, die uns nichts angeht. Seien wir vorsichtig!


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